GermanZero Hamburg<p><span class="h-card" translate="no"><a href="https://mastodon.social/@neuimneuland" class="u-url mention" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">@<span>neuimneuland</span></a></span> </p><p>Der Artikel ist sogar schon von 1983. Mit Otto Graf <a href="https://climatejustice.global/tags/Lambsdorff" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Lambsdorff</span></a> schlug die FDP einen neoliberalen, anti-ökologischen Kurs ein, der bis heute anhält.<br>Dabei war die FDP – man mag es heute kaum glauben – in den 1970ern eine Pionierpartei auf dem Gebiet des Umweltschutzes, einer der treibenden Kräfte war der damalige Innenminister <a href="https://climatejustice.global/tags/GerhartBaum" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>GerhartBaum</span></a>, der den aktuellen rechten und antiökologischen Kurs der FDP unter <a href="https://climatejustice.global/tags/Lindner" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Lindner</span></a> scharf kritisiert.</p><p>»Das Ende der „grünen“ FDP</p><p>Für Aufsehen sorgte Baum auch mit seiner Unterstützung für die von Umweltverbänden angeregte Kampagne für einen autofreien Sonntag auf freiwilliger Basis. Ausdrücklich forderte er all seine Parteifreunde dazu auf, den bundesweiten Modellversuch am 8. Juni 1980 zu unterstützen, um zu demonstrieren, „daß die F.D.P. die Umweltpartei ist und bleibt“.¹²⁰⁸ Otto Graf Lambsdorff war von derartigen Initiativen wenig begeistert und distanzierte sich vom Innenminister, als dieser das <a href="https://climatejustice.global/tags/Auto" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Auto</span></a> als „Umweltverschmutzer Nummer eins“ bezeichnete.¹²⁰⁹ Dabei zeigte sich, dass der freidemokratische „Januskopf“¹²¹⁰ in Form des wirtschaftsliberalen Lambsdorff und des linksliberalen Baum in der Umweltpolitik fragiler war als in jedem anderen Bereich, weil hier, trotz des ständigen Beteuerns der Einheit von Ökonomie und Ökologie, ein ganz konkreter Zielkonflikt bestand: Der Umfang des durch das Umweltrecht ausgelösten Investitionsstaus wurde im Jahr 1979 auf rund 30 Milliarden Mark geschätzt.¹²¹¹ […]</p><p>Gerhart Baum ging mit dem ambitionierten Ziel in die Koalitionsverhandlungen, eine „zweite Phase“ der Bonner <a href="https://climatejustice.global/tags/Umweltpolitik" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Umweltpolitik</span></a> einzuleiten und auch für andere Ressorts „ökologische Eckwerte“ zu setzen.¹²²⁰ Das missfiel nicht nur Otto Graf Lambsdorff, sondern auch Landwirtschaftsminister Josef <a href="https://climatejustice.global/tags/Ertl" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Ertl</span></a>, welcher der <a href="https://climatejustice.global/tags/Agrarindustrie" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Agrarindustrie</span></a> keine übermäßige Rücksichtnahme auf den <a href="https://climatejustice.global/tags/Naturschutz" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Naturschutz</span></a> zumuten wollte.¹²²¹ […]</p><p>Eine „grüne“ <a href="https://climatejustice.global/tags/FDP" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>FDP</span></a> stand konträr zum Projekt der Haushaltskonsolidierungs- und Steuersenkungspartei, das zeitgleich von Lambsdorff mit massiver Unterstützung Hans-Dietrich Genschers vorangetrieben wurde. Das bereits ausgearbeitete ökologische Aktionsprogramm wurde auf dem Bundesparteitag in München Anfang Dezember 1980 nicht debattiert, die offene Konfrontation von Wirtschafts- und Umweltpolitikern somit vermieden. […]</p><p>Anders als in der Innen- und Rechtspolitik, wo ihnen zumindest das Justizministerium überlassen wurde, verfügten die Liberalen nach 1982 über kein Ressort mit nennenswerter umweltpolitischer Kompetenz mehr. Josef Ertls Landwirtschaftsministerium hatte sich bezüglich des <a href="https://climatejustice.global/tags/Naturschutz" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Naturschutz</span></a>es stets als Bremser hervorgetan und letztlich sogar bewirkt, dass die jahrelang geforderte Einführung der <a href="https://climatejustice.global/tags/Verbandsklage" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Verbandsklage</span></a> nicht mehr durchgesetzt werden konnte.¹²⁴⁶ Zudem stand eine allzu ambitionierte Umweltpolitik in einem zu starken Spannungsverhältnis mit dem Ziel einer umfassenden wirtschaftlichen <a href="https://climatejustice.global/tags/Liberalisierung" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>Liberalisierung</span></a>, die spätestens mit dem Lambsdorff-Papier zum Markenkern der FDP geworden war. Das Eintreten für liberale Bürgerrechte im traditionellen Sinne ließ sich hingegen vergleichweise unkompliziert in dieses Konzept integrieren, weshalb die verbliebenen Linksliberalen sich fortan fast ausschließlich diesem Anliegen widmeten. Zwar ist unbestritten, dass die Freidemokraten in den Anfangsjahren der sozial-liberalen Koalition umweltpolitische Pionierleistungen erbrachten, doch kann ebenso wenig übersehen werden, dass vom eigenen Anspruch auf die Führungsrolle im Umweltschutz nach 1982 nichts übrig blieb. Mit der <a href="https://climatejustice.global/tags/BonnerWende" class="mention hashtag" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">#<span>BonnerWende</span></a> gab die FDP potenzielle Wähler mit dezidiert ökologischen und postmateriellen Einstellungen endgültig verloren und brach damit in diesem Bereich stärker mit ihrem bisherigen Selbstverständnis als irgendwo sonst.«</p><p>Alberding, Jan. Von Den "Freiburger Thesen" Zum "Lambsdorff-Papier". Die Transformation Der FDP in Der Sozial-liberalen Koalition. Philipps-Universität Marburg, 2018. <a href="https://doi.org/10.17192/z2019.0088" rel="nofollow noopener noreferrer" translate="no" target="_blank"><span class="invisible">https://</span><span class="">doi.org/10.17192/z2019.0088</span><span class="invisible"></span></a>, S. 281-290</p>