Das Gefühl zu viel zu fühlen
Du fühlst zu viel – du weißt das, du spürst es, du hörst es an der Art, wie Menschen dich ansehen, wenn du wieder zu lange schweigst, weil du etwas in dir ordnen musst, das andere gar nicht bemerken, etwas, das dich trifft, obwohl es scheinbar nichts war, ein Blick, ein Ton, eine Geste, ein Wort, das hängenbleibt wie ein Dorn, winzig, aber tief.
Und du wünschst dir oft, du wärst einfacher.
Nicht stiller, nicht kleiner, nur… weniger durchlässig.
Du wärst gern ein bisschen dickhäutiger, ein bisschen stumpfer, ein bisschen robuster gegen das, was sich in dir sammelt, Schicht für Schicht, bis alles zu schwer wird für Worte.
Aber du bist nicht so.
Du bist weich.
Und tief.
Und wenn du liebst, dann so, dass du dich selbst verlierst.
Wenn du vermisst, dann so, dass du es körperlich spürst.
Wenn du schweigst, dann nicht aus Leere, sondern weil du keine Sprache findest, die dem gerecht wird, was in dir lebt.
Und vielleicht bist du deshalb einsam.
Aber du bist auch echt.
Und das ist ein bittersüßer Trost.
Vielleicht der einzige, den du wirklich glauben kannst.
Obscurae salutationes, Avabelle Noir 
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