Aufruf: Mit welchen Alternativen kann die Abkehr von Microsoft im Bildungswesen gelingen? Ich möchte weitere Erfahrungsberichte [1] aus der Praxis sammeln. Sendet [2] mir dazu bitte sachliche Meinungen, Ideen und Erkenntnisse.
[1] https://www.kuketz-blog.de/bildungswesen-datenschutzkonforme-loesungen-sind-die-zukunft-nicht-microsoft/
[2] https://www.kuketz-blog.de/kontakt/
@mupan Es geht um Erfahrungsberichte und nicht darum voneinander abzuschreiben.
@kuketzblog In dem Netzwerk werden Erfahrungsbrichte ausgetauscht. Ich sehe nur, dass ihr in ähnliche Richtung unterwegs seid. Ich selbst würde auch das Gespräch suchen, wollte aber keine potentiell unerwünschten Ratschläge geben.
@kuketzblog
Wir (eine Grundschule mit 320 SuS und 22 KuK) arbeiten seit vielen Jahren auf Verwaltungsebene mit Nextcloud und Collabora statt Office 365. Es funktioniert inzwischen sehr gut, alle KuK sind fit im System und vermissen nicht die Arbeit mit Word&Co.
(auf meinem Bürorechner läuft zudem PopOS, aber das ist dem Rest des Teams dann doch zu nerdig).
@kuketzblog
Meine Erfahrung: Die personellen Ressourcen sind zu knapp um grundlegendere Änderungen durchzuführen. Häufig hängt die Administration an einer Person, die dafür 2 - 3 Entlastungsstunden bekommt. Es bleibt nur, mit kleinen Teilgebieten anzufangen und Kolleginnen zu finden, die auch den Umstieg auf datenschutzrechtlich sichere Software wollen.
@kuketzblog Das Bereitstellen von Ressourcen (Übungsblätter usw.) auf einer selbst* gehosteten Wordpress-Instanz hat schonmal ausgesprochen problemlos funktioniert.
*selbst=nicht die Schule selbst, aber ein Hostingangebot über den Schulträger
@kuketzblog An meinem alten Gymnasium haben wir zu meiner Zeit (vor Corona) auf #FOSS Systeme gesetzt, d. h. im Computerraum gabs Linux (Ubuntu) Rechner mit Firefox, LibreOffice (und früher OpenOffice) & friends. Hat echt super funktioniert! Leider hat sich nach meinem Abitur der Elternbeirat durchgesetzt und nun läuft alles mit Microsoft. Ich mache im Rahmen meiner Bachelorarbeit eine Studie zu Robotik an meiner alten Schule, daher bin ich darüber relativ gut informiert.
@kuketzblog
Die Abkehr von Microsoft (und Apple) im Bildungswesen ist keine Frage von Alternativen.
Es geht nicht um Programme, Funktionen oder Technik.
Es ist ALLEIN eine Frage des Willens, der Kompetenz und Konsequenz bzw. der Bequemlichkeit.
@chbmeyer … und des Umdenkens der Arbeitgeber:innen, die immer noch gern "MS Office"-Kenntnisse bei Bewerber:innen voraussetzen. Da bringt es leider nicht viel, wenn man "nur" OpenOffice & Co. vorweisen kann (was eigentlich Unsinn ist, weil die Grundfunktionen faktisch austauschbar sind).
@kuketzblog
@kuketzblog
In meinen Augen würde eine einheitliche Bereitstellung von #floss-Alternativen zu kostspieligen Lizenzen ein sinnvoller Schritt sein.
Einheitlich, weil Infos u.ä. dann einfacher zu bekommen sind, nicht jede Institution selber „basteln“ müsste.
@kuketzblog
Der Ansatz bei Universitäten böte sich an, weil die Rechenzentren o.Ä. betreiben, von da aus wäre ggf. eine – falls politisch gewollte – ins Boot Nahme von Schulen möglich.
Ein Problem ist, dass Schulen ohne Service von außen nicht die Kapazitäten/Fachkräfte haben. Dies müsste im Blick sein.
@kuketzblog
Nextcloud, LibreOffice und andere weit verbreitete Softwarelösungen wären gut für den Start, da findet sich auch leichter ein Tipp o.Ä. im Netz dazu.
@kuketzblog
Vorlagen/Templates/... würden die Akzeptanz ggf. steigern.
Entscheidend könnte auch die Wirkung von Multiplikatoren sein. Es muss jemand vor Ort wollen, damit es nicht wegen der Ablehnung, die Neues mit sich bringt, weil Umstieg immer Arbeit macht.
@kuketzblog
Ein IT-Dienstleister, der dahinter steht und davon überzeugt ist, könnte auch viel Schub bringen.
@kuketzblog
Standards für andere, die sich anschließen wollen, wären auch nicht schlecht.
@kuketzblog
Wir haben das von dir umrissene System aus Moodle + Nextcloud + BigBlueButton auf eigenen Servern (bis auf BBB beim Dienstleister). Das funktioniert gut.
Hauptprobleme:
- große eigene Anstrengung notwendig
- Kosten für beauftragte Firmen + Hardware
- trotzdem noch Verbesserungspotential bei Stabilität + Skalierung, insbesondere beim Collabora Office
Microsoft bietet Software + Hosting aus einer Hand, und es skaliert. Wir müssen "nachbessern", je mehr das System genutzt wird. (1/2)
@kuketzblog
Die Schulträger müssten diese Systeme anbieten, so lange Schulen das selbst machen müssen, kann das nur in Einzelfällen funktionieren.
Der entscheidende Unterschied ist, und das wird viel zu wenig gesagt, nochmal: Microsoft bietet Software UND Hosting zum unschlagbaren Preis. Ziel: Ruinöser Wettbewerb für alle Anderen.
Nextcloud usw. ist super Software, aber OHNE Hosting, das muss man dann irgendwie herbeizaubern! (2/2)
@kuketzblog Generell: https://publiccode.eu/de/. Speziell: Nextcloud, Cryptpad, etc. wurden ja schon genannt.
Was ich gerne mal ausprobiert sähe: gebt einer Klasse einen Haufen ausrangierter Laptops und USB-Sticks mit Linux drauf. Die machen dann schon und lernen auf dem Weg.
@n2o
Hast du diesbezüglich Erfahrung mit real existierenden Schülern? Ein wenig Unterstützung brauchen die meisten da schon ;)
Zweites Problem: Je nachdem, wie alt diese Notebooks sind, lernen die Schüler dann möglicherweise, dass unter Linux nicht mal ein Browser eine Webseite aufrufen kann, das würde der Sache dann einen Bärendienst erweisen. Davon abgesehen: Wir machen das so, dass unser Schul-Linux vom Stick startet, privat können die SuS Windows nutzen, wenn sie unbed. wollen
@kuketzblog
@andreasgoebel @kuketzblog @mono Ok, zu alte Hardware kann in der Tat kontraproduktiv sein. Aber unter Anleitung selber hacken wär der Plan und merken, dass da was unter der GUI ist, das angefasst werden kann - und soll! Und ja klar: ein Cloud Office brauchts schon auch aber ehrlich gesagt steht hier nichts Technisches im Weg sondern nur Politik.
@kuketzblog Was spricht gegen Linux Laptops (mit z.B. Debian) und OpenOffice? Riesen Software Auswahl, super stabil und gute Vorbereitung fürs Studium, wo die meisten Opensource verwenden... ich nutze privat Linux seit über 30 Jahren.
@JoernPaulini
Dagegen spricht nicht wirklich was. Für den Fall aber, dass die Eltern die Geräte bezahlen müssen, ist es etwas übergriffig, Windows zu löschen + Linux drüberzuinstallieren (die Win Lizenz hat ja theoretisch einen gewissen Wert), weswegen wir die Geräte vom Stick starten (Lernstick, basierend auf Debian 11). Wären die Geräte vom Land bezahlt, würde ich das genau so machen.
@kuketzblog
@andreasgoebel @kuketzblog Man könnte ja auch eine Dualboot Installation machen, dann kann man jederzeit noch auf Windows zurückgreifen, wenn nötig. Mach ich immer, und dann brauche ich Windows doch nie, aber immerhin könnte ich es nutzen...
@JoernPaulini
Ich würde ganz bestimmt nicht auf hunderten Geräten mit unterschiedlichen UEFI / Bios Einstellungen eine Dual-Boot-Installation machen wollen!
@kuketzblog
@kuketzblog man kommt mit Ubuntu oder einer anderen Enduser Distro recht weit. Aber auch wenn Windows gesetzt ist, kann man Opensource Software nutzen. Programme
- #LibreOffice (mehr up to date als OpenOffice)
- #Gimp Fotobearbeitung
- #Inkscape Vektorgrafik
- #Thunderbird E-Mail (und Kalender)
- Gnome oder KDE-Kalender geht auch
- #Scratch für den Informatik-Unterricht
Sharing und Kommunikation:
- #Mattermost (kostet aber)
- #Nextcloud (läuft bei uns an der Uni Campus weit)
- #Moodle 1/2
@kuketzblog bei Moodle muss man das aber auch gut einrichten können manche Schulen schaffen das nicht.
- #Mediawiki als Wiki, wir haben u.a. #Confluence ausprobiert aber das ist langsam versucht ein Dokumentenmanagementsystem und Wiki zu sein.
BTW: Nextcloud kommt auch mit einer integrierten Textverarbeitung (und anderen Office Kram, Kalender use) Das heißt man kann sich viele Einzellösungen sparen. 2/2
@prefec2 @kuketzblog Letztendlich hängt alles, absolut alles an den Nutzer*innen: Verstehen und unterstützen sie den Wechsel zu freier Software, oder boykottieren und sabotieren sie diesen. Die Nutzer*innen zu überzeugen und mitzunehmen ist der wichtigste Schritt.
@prefec2 @kuketzblog Der zweitwichtigste Schritt ist ein solider Plan für Fehlerbehebung und Feature-Entwicklung. Wenn dieser Teil nicht gelingt, werden die Vorteile freier Software nicht genutzt, wird die Software zwangsläufig mit der Zeit als minderwertig und als Last wahrgenommen. Selbst anfängliche Unterstützer*innen wenden sich ab, und das Projekt scheitert.
Die Auswahl geeigneter Software hingegen ist das geringste Problem.
@taschenorakel @kuketzblog den beiden Punkten kann ich vollumfänglich zustimmen. Je nach Nutzer*innenkreis gibt es unterschiedliche Wege sie mitzunehmen bei OSS. Services lassen sich meist besser vermitteln als Betriebsystemwechsel ist so mein Eindruck.
@taschenorakel @kuketzblog Ach und noch was. Es ist wahnsinnig wichtig bei der Einführung von Software die Leute mitzunehmen. Man muss die Leute schulen. Aber noch wichtiger ist es vor der Einführung mit ihnen zu reden um zu verstehen wie sie arbeiten und nach der Einführung sie vor Ort unterstützen mit dem System umzugehen. Das bedeutet auch man muss in kleinen Schritten Software einführen und nicht *peng* alle auf einmal umstellen.
@kuketzblog @prefec2 „man kommt mit Ubuntu oder einer anderen Enduser Distro recht weit.“
Was bedeutet „kommt recht weit“ genau? Wo steht man an?
@wuethrich @kuketzblog man kann damit die Standardsachen alle machen. Es kann sein, dass irgendwelche Lernspiele nicht funktionieren, weil es die nur für Windows gibt.
Besser lässt sich das nur sagen wenn es eine konkrete Liste an Anforderungen oder Use Cases gibt.
So weit, dass ich seit ca. 15-20 Jahren kein Windows, MS-Office, Android, iOS oder MacOS mehr brauche und keine (nennenswerten) Einschränkungen dabei habe.
Ehefrau und pubertierende Tochter wollten noch Android-Telefone (ohne Google-Account), aber Microsoft brauchen sie auch nicht.
Drucker: geht
Spiele: geht
Smartphone: geht
Touch: geht
Bildbearbeitung: geht
Audiobearbeitung: geht
Videoschnitt: geht
3D-Druck: geht
???: geht.
AppleTV: geht nicht (Patente)
Airdrop: geht nicht (Patente)
Appstore / PlayStore: geht nicht (na gut, mit Aurora, so man denn möchte)
AndroidAuto: geht nicht (Patente?)
@kuketzblog Wir fahren an einem Gym die Linux-Musterlösung in Klassenzimmern, Lehrerzimmer & PC-Räumen. Kollegium arbeitet auf selbst-administrierter Hetzner-Nextcloud, ggf. mit Collabora, Kommunikation via Matrix. Mail & Moodle noch bei BelWü, großes Zittern vorm "Digitalen Lehrerarbeitsplatz" (weil es jetzt bei uns perfekt läuft).
Mobile Endgeräte in Leih-Koffern oder 1:1 in der K1K2 sind iPads ohne iCloud, MDM-Image / Admin vom LMZ. Dieser Big Player ist für uns allerdings unverzichtbar.
@kuketzblog Problemfeld Nr 1 ist die Hardware: Es braucht robuste, preiswerte und leicht bedienbare Geräte. In vielen Fällen sind das iPads (sind jetzt aber nicht mehr preiswert...) und was die an Cloud und Software mitbringen, wird dann natürlich genutzt. Feste PCs (jetzt weitestgehend obsolet) kommen quasi immer mit MS, und dann wird MS genutzt.
Problemfeld Nr 2 sind die Internetbasierten Plattformen. Alles erforderliche gibt es als OS, aber es muss finanziert und eingerichtet werden.
@kuketzblog ...an einer mehr oder weniger zentralen Plattform führt m.E. kein Weg vorbei, weil die erforderlichen Anpassungen und Wartungsarbeiten, aber auch Schulungen und Mitnahme von Kompetenzen zu anderen Schulen nur in großen Systemen bezahl- und leistbar sind. Ob das jetzt Landes- oder Bundesebene ist, ist vermultich egal.
Hilfreich wäre natürlich auch, wenn die Datenschutzbeauftragten der Länder (so oder so) eindeutige Ansagen machten.
@kuketzblog und hilfreich wäre selbstverständlich auch, wenn die Schulministerien z.B. aus der kritischen Bewertung von M365 durch die DSK Konsequenzen ziehen würden und nicht, wie in NRW, kurz nach Veröffentlichung dieses Statements ihre Einschätzung zu M365 sogar noch *positiver* gestalten.
(1)
Ja, so gut wie alle hier vorgeschlagenen Lösungen sind gut, praktikabel und sollten sofort überall umgesetzt werden. Warum klappt es nicht?
- weil kein Bundesland eine Digitalstrategie hat, die diesen Namen verdient
- weil ein Land/Schulträger nicht sagen darf "wir setzen auf alles AUßER Microsoft" (da kommen die Juristen...)
@kuketzblog
(2)
- weil idealistische IT-Lehrer, die den ganzen Laden aufbauen und am Laufen halten, mit Deputaten bezahlt werden, die wiederum unsichtbar sind, anstatt mit sichtbaren echtem Geld. Und weil diese idealistischen Lehrer auch nicht hörbar sind, wenn sie fünf mal so viel Zeit reinstecken, wie sie an Anrechnungsstunden bekommen. Schlimmer Nebeneffekt: diese Lehrer fehlen dann in den eh schon unterbesetzten MINT-Fächern
- weil nicht jede Schule überhaupt solche Lehrer hat
@kuketzblog
(3)
- weil mit der Anschaffung von Tablets gleichzeitig ein Betriebssystem mit ins Haus kommt – in BaWü z.B. hauptsächlich von Apple
- weil es nicht Aufgabe von Schule ist, zu lehren, wie man von Google, Microsoft und Co weggkommt, sondern wie man möglichst selbstbestimmt in der digitalen Welt zurecht kommt (Stichwort Digitalkompetenz).
@kuketzblog
(4)
Das kann bedeuten, Alternativen zu den Platzhirschen aufzuzeigen. Die Menschen nehme ich aber nur dann mit, wenn ich mich der Realität stelle (und die ist eben noch nicht alternativ). Also: Keine Verbotskultur (Du darfst Microsoft nicht nutzen! Das ist bäh!) sondern aufzeigen, wie man es sicherer nutzen kann, indem man überhaupt über Datenschutz und relevante Einstellungen spricht und in dem Zug Alternativen aufzeigt.
@kuketzblog
(5)
- weil Kompetenzen en masse vorhanden sind, diese aber häufig nicht effizient genutzt werden (in BaWü die LMZ, BelWue, BitBW, unzählige Kommissionen, die in hunderten Stunden Handreichungen erarbeiten die dann im Sande verlaufen)
- weil Millionen in Plattformen gesteckt werden, die nie an den Start gehen (in BaWü ELLA)
- weil, weil, weil
@kuketzblog
(6)
Daher:
- Digitalstrategie für das ganze Bundesland, die mal mehr als eine Legislaturperiode Bestand hat (und nicht zwei Legislaturperioden braucht, bis sie steht)
- Rechtssichere Empfehlungen und Vorgaben für Infrastukturstandards, Hard- und Softwarestandards
@kuketzblog
(7)
- Geld für Anschaffung, professionellen Betrieb und Wartung, sowie Support, damit Lehrer wieder das tun, weswegen sie eingestellt wurden, nämlich zu unterrichten. Digitale Schule ist heute umfangreicher und wichtiger als vor 10 Jahren, also sollte das auch professionell angegangen werden. Die Anforderungen und Belastungen werden eher zu- als abnehmen!
@kuketzblog
(8)
- Massiver Ressourcenausbau, z.B. zentrales Hosting für Schulen, die das nicht selber können oder wollen. Außerdem könnte man so Geld und Energie einsparen, wenn nicht jede Grundschule einen eigenen Server herumbrummen hat.
- Enge Verzahnung von Landesbetrieben (z.B. BelWUE), LMZ, Schulträgern
@kuketzblog
(9)
- Rahmenverträge mit Microsoft, Apple und co, der diesen verbindlich die Einhaltung der DSGVO vorschreibt – warum kann so etwas nicht verhandelt werden?
- Verbindliche Formulierung von Digitalkompetenzen, die über Bildungspläne vermittelt werden. Das pädagogische Ziel muss der digital mündige Bürger sein.
Sorry für die lange Nachricht und danke für's Zuendelesen
@kuketzblog
Es gibt drei Ebenen, auf denen Microsoft im Bildungswesen eingesetzt wird. Ich versuche einmal auf jeder Ebene selbst für Lehrer einfach zu lernende Alternativen:
0. Betriebssystem: #Ubuntu (#edubuntu)
1. Apps: #onlyoffice , #gimp
2. Collaborieren: #collaboraonline , #bigbluebutton , #owncloud
3. Kommunizieren: #matrixorg , #signalmessenger
Damit müssten eigentlich alle Grundanforderungen erfüllt sein.